SEHR GEEHRTE JULIA SCHRAMM

von neuemodelle

29.08.2012

Sehr geehrte Julia Schramm,

ich wollte Ihnen auf Ihrer Homepage eine Nachricht hinterlassen, aber Ihr Administrator mag mich nicht. Daher hoffe ich, dass die Schwarmintelligenz meine Nachricht zu Ihnen spült. Ich habe auch nur eine ganz kleine Bitte: Könnten Sie einen Link nennen, wo man Ihr Buch „Klick mich“ kostenlos herunterladen kann? Ich muss ja irgendwie entscheiden können, ob ich es kaufen soll. Das verstehen Sie sicherlich. Selbstverständlich zahle ich freiwillig irgendwann mal eine absolut angemessene Entschädigung an Sie, falls mir das Buch nachhaltig etwas wert ist. Das Geld werde ich Ihnen direkt zukommen lassen, denn ich bevorzuge den direkten Draht vom Verbraucher zum Urheber. So unterstütze ich zu 100 Prozent Sie und kann sicher sein, dass sich nicht die KNAUSerige Content Mafia alles einsackt. Dazu bräuchte ich Ihre Kontonummer. Für eine Internet-Exhibitionistin ist es ja kein Problem, die hier zu hinterlassen. Sie haben ja schon alles erstmalig erlebt… Wenn ich das Buch gelesen habe, werde ich übrigens die digitale Kopie weiterverkaufen. Das entschädigt Sie für den Aufwand, den ich Ihnen hier aufbürde: Was Sie für mich tun, tue ich für meinen Nächsten! Vielleicht sogar mehrfach! Wenn Sie nichts dagegen haben, stelle ich Ihr Buch auch in eine Tauschbörse, um Ihren Absatz so richtig anzukurbeln. Sollten Sie etwas dagegen haben, mache ich das dennoch, denn ich meine es wirklich gut mit Ihnen. Vielen Dank vorab für Ihre Kooperation!

Ekelektische Grüße,

Ihr AK

17.09.2012:

Sehr geehrte Julia Schramm,

da ich nichts von Ihnen gehört habe, gehe ich davon aus, dass Sie sich aus dem Netz zurückgezogen haben. Vielleicht hat der Buch-Vorschuss von 100.000 Euro ja gereicht, und Sie konnten sich in die Realität absetzen. Schade nur, dass Sie der Netzgemeinde immer noch keinen Link zum kostenlosen Download nennen. Da Kritiker im Moment nicht viel Gutes zu Ihrem (?) Werk (?) verlauten lassen (man liest da was von „Faselmorast„), wäre es doch auch in Ihrem Interesse, wenn eifrige Prosumenten Ihr Buch durch zwei bis drei eigene Sätze verbessern und unter eigenem Namen veröffentlichen könnten, damit es eine neue Chance bekommt. Sie betrachten das Buch ja auch nicht als Ihr geistiges Eigentum, was ich sehr löblich finde. Sie sind ein Filter für das, was in der Welt ist und allen gehört. Awsome! Also noch mal meine Bitte: Geben Sie sich einen Ruck!

Ekelektische Grüße,

Ihr AK

18.09.2012:

Sehr geehrte Julia Schramm,

es bestürzt mich, dass nun Dropbox eine dreckige, miese Schmutzkampagne gegen Sie startet. Wenn man Ihr Buch downloaden will, heißt es, das Buch sei in Ihrem Auftrag gelöscht worden. Ich bin sicher, dass in diesen harten Zeiten die gesamte Netzgemeinde hinter Ihnen steht. Wir alle wissen, wie sehr Sie sich für die Verfügbarkeit von Informationen als existenzielle Grundvoraussetzung für die soziale, technische und wirtschaftliche Weiterentwicklung unserer Gesellschaft einsetzen. Was Dropbox da macht, ist zynisch und ekelhaft. Und die Presse setzt sich schamlos drauf. Man unterstellt Ihnen, Sie würden den armen Bürgerinnen und Bürgern ins Gesicht pinkeln und sagen „klickt euch alle selbst“. So sind Sie nicht! Sie können diesem Treiben ein Ende setzen, wenn Sie endlich Ihren eigenen Link anbieten.

Mit ekelektischem Beileid

Ihr AK

Stunden später:

Sehr geehrte Julia Schramm,

dass es so schlimm um Sie steht, konnte niemand ahnen. Sie werden offenbar von der Content Mafia festgehalten und bedroht, um uns glauben zu lassen, es ginge Ihnen gut. „Jetzt krakeelt wieder der Mob“ sagen Sie. Und das Verhalten Ihres Verlags nennen Sie vorbildlich. Das kann ja nur eine Art Stockholm-Syndrom sein und spricht Bände über das, was man Ihnen antut. Folter, Gehirnwäsche und Netzentzug. „Der Mob“, dessen Geschrei Sie doch so feinfühlig erhört haben mit Ihrer Forderung nach Legalisierung nichtkommerziellen Kopierens und Zugänglichmachens – der würde Sie doch nicht verraten. Aber vielen Dank für die versteckte Botschaft. Alles wird gut. Hören Sie sich dieses Mashup an, sobald das offene WLAN steht, bis Anonymous Sie gefunden und in den Teich der Netzgemeinde zurück gerettet hat. Es kann sich nur um Jahre handeln.

Ekelektisch,

Ihr AK

PS: Und falls Sie sich allein fühlen – Sie sind es nicht! Und Sie können auch nichts dafür, wenn Ihre Partei Sie jetzt basht!